Seesener GymnasiastInnen zum Schüleraustausch nach La Réunion
Neun Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrkräfte (Sylke Besser und Kevin Runschke) des Jacobson- Gymnasiums Seesen nahmen an einem außergewöhnlichen Schüleraustausch nach La Réunion teil. Der Kontakt entstand bereits vor zwei Jahren, als eine Lehrerin aus St. Paul vom dortigen Lycée eine Kontaktanfrage an das hiesige Gymnasium stellte. Der Austausch fand vom 28.10.-9.11.24 statt und wurde über das Programm Erasmusplus finanziert. Die dortige Schule heißt das Lycée Evariste de Parny und befindet sich in St. Paul, etwa eine Autostunde vom Flughafen St. Denis entfernt.
Mit drei Stunden Verspätung konnten die Seesener Schülerinnen und Schüler endlich in Paris am 28.10.24 abheben. Um 11 Uhr Ortszeit landeten sie nach 30 Stunden Reise in Saint-Denis (bei einem Temperaturunterschied von ca. 20 Grad) und fuhren direkt zur Schule. Nach einer kurzen Schulführung von den dortigen betreuenden Lehrkräften Mme Hoareau und Mme Bonne ging es für sie dann mit vielen Erwartungen und Aufregung in die Gastfamilien.
Am Mittwoch fuhr die Lerngruppe nach Saint-Leu und besuchte das Kelonia-Museum, das sich ganz den Meeresschildkröten widmet. Besonders eindrücklich wurde dabei das Problem des Mülls im Ozean verdeutlicht, das die Meeresbewohner bedroht. Es war sehr schön zu sehen wie den Meeresschildkröten geholfen und ihnen somit ein besseres Leben ermöglicht wird. Am Nachmittag ging es weiter in ein Museum zur Geschichte der Zuckerrohr-Industrie, wo sie viel Neues über die wirtschaftliche Bedeutung und die Verarbeitung des Zuckerrohrs erfuhren.
Am Donnerstag, den 31. Oktober 2024, hatten die SeesenerInnen das Glück den beeindruckenden Vulkan Piton de la Fournaise zu besuchen. Der Ausblick über die Landschaft war atemberaubend. Nach einem kurzen Aufenthalt am Vulkan fuhren sie weiter und genossen ein Picknick in einem kleinen Park. Anschließend besuchten sie das Museum „Cité du Volcan“, wo sie durch interaktive Angebote wie Videos und Quizze viel über die faszinierende Welt der Vulkane lernten. Ein Tag voller Natur, Abenteuer und Wissen, der ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Das Highlight des nächsten Tages war für zwei SchülerInnen das von ihren Gastfamilien organisierte Paragleiten mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Insel und das Meer. An diesem freien Tag war die Gruppe begeistert von der Zeit am Strand. Sie waren schwimmen und einige machten einen Surfkurs. Außerdem führten sie gute und interessante Unterhaltungen mit den Gastfamilien. Viele von ihnen aßen dann erschöpft am Strand zu Abend. Mit der Betrachtung des Sonnenuntergangs fanden sie einen schönen Tagesabschluss
Am Samstag ging es für die AustauschschülerInnen am Morgen auf den Markt in Saint-Paul, bei dem das Wissen über die dort angebotenen Produkte erweitert und Souvenirs eingekauft wurden. Danach ging es an den „Cimetière des Esclaves Oubliés“, bei dem an die vergessenen Sklaven gedacht wurde und es folgte ein Picknick im Park bei der „Grotte du Peuplement“. Am Nachmittag ging es für einige an einen Wasserfall und der Abend wurde mit einem gemeinsamen Picknick mit den Gastfamilien beendet.
An dem entspannten Sonntag hielt sich die Gruppe gemeinsamen am Strand auf. Am Morgen unternahmen sie unterschiedliche Aktivitäten mit ihren AustauschpartnerInnen. Dazu zählte der Aufenthalt im Freibad, ein Ausritt im Wald oder eine Wanderung, deren Erlös einer Stiftung gegen Brustkrebs gespendet wurde. Manche nutzen auch die Zeit zur Erholung von dem tollen, aber herausfordernden Wochenprogramm und schliefen aus. Am Nachmittag kamen sie zum Strand von Boucan Canot, um dort im Meer zu schwimmen. Bevor sie ins Restaurant gingen, guckten sie sich gemeinsam den Sonnenuntergang an. Für die Einen gab es Essen mit live-Musik und für die Anderen einen Film im Kino.
Am 04.11.2024 gingen die SchülerInnen mit ihren jeweiligen AustauschschülerInnen in den Unterricht. Danach versammelte sich die Gruppe in einer Klasse und bekam eine Stunde kreolisch unterrichtet. Die Gruppe hat viele Kenntnisse über die für sie neue Sprache gelernt. Danach ging die Gruppe ans Collège Plateau Caillou. Die Gruppe verglich die unterschiedliche Mülltrennung ihrer Schulen. Der Gruppe wurden Produkte gezeigt, die aus recyceltem Müll erstellt wurden. Zum Schluss wurden sie noch mit Getränken versorgt, die von Früchten ihres eigenen Schulgartens hergestellt wurden. Es hat allen Spaß gemacht und alle waren von dem Mülltrennungssystem, das die Schule nutzt, sehr beindruckt.
Der nächste Tag startete früh mit einer längeren Busfahrt nach Maïdo. Dort angekommen, erkundete die Gruppe den "Forêt de Sans - Souci", einem Teil der "Forêts de Tamarins" auf La Réunion. Eine längere Wanderung auf dem Fußweg "Îlet Alcipe" führte sie zum Aussichtspunkt über den Cirque de Mafate. Obwohl es an dem Tag viele Wolken und viel Nebel in Maïdo gab und deswegen der Cirque de Mafate nicht gut erkennbar war, fühlte sich die Atmosphäre einzigartig an. Die frische Luft und die vielfältige Biodiversität machten die anstrengende Wanderung angenehm. Zwischendurch nahm die Gruppe ein gemeinsames Picknick im Wald zu sich, wobei sie den geschützten Waldvogel "Tec-tec" auch treffen konnte. Erschöpft mit z.T. völlig neuen Erfahrungen ging für die SchülerInnen der Tag zu Ende.
Am darauffolgenden Morgen ging es gemeinsam mit drei Tourismus- Studentinnen an einer der produktivsten Zuckerrohrproduktionsanlagen und der Savanne von St Gilles les Bains in Richtung Süden der Insel. Nach einem kurzen Stau kamen die FranzösischlernerInnen an dem ersten Zwischenstopp an: Der Cap Méchant, eine abgekühlte Steinformation aus Lava an der Küste. Zudem besuchten sie die Lavaströme des letzten Ausbruchs des Vulkans Piton de la Fournaise und fuhren gegen Mittag zum Strand von Grand Anse, der malerisch eingebettet von Felsen und umsäumt von Palmen zum Entspannen einlädt. Am Nachmittag ging es nach diesem spannenden Tag wieder zurück zur Schule.
Den Vormittag des vorletzten Austauschtages verbrachte die Lerngruppe am Lycée Evariste de Parny. Mit der Biologielehrerin und Organisatorin des Austauschs Frau Hoareau beschäftigte sich die Gruppe der deutschen SchülerInnen mit dem Nachhaltigkeitskonzept der Schule auf La Réunion. Dabei wurde klar, dass beispielsweise die Mülltrennung auf der französischen Schule weniger gut gelingt, als sie es vom JGS in Seesen kennen. Dies hängt damit zusammen, dass auf der Insel unglücklicherweise generell inkonsequent Müll getrennt wird, da dieser auf La Réunion nicht direkt recycelt wird, sondern mit großen Schiffen von der Insel gebracht wird. Nach einem leckeren Mittagessen in der Schulcafeteria, bei dem es ein traditionelles kreolisches Gericht gab, war es für die deutsche Lerngruppe am Nachmittag Zeit für einen Ausflug zum Etang de Saint-Paul. Angekommen am Rande des Naturschutzgebietes, welches eine Fläche von 447 Hektar umfasst, durften sich die SchülerInnen einen kleinen Vortrag über das Gebiet anhören, bei dem ihnen gezeigt wurde welche Teile des Territoriums beispielsweise vor motorisierten Fahrzeugen geschützt werden und welche Gebiete für Menschen aufgrund des sensiblen Ökosystems gar nicht betretbar sind.
Am Abreisetag hatte die Gruppe deutscher AustauschschülerInnen ein letztes Mal die Möglichkeit, Zeit an einem der malerischen Strände der Insel zu verbringen. Für Badegäste sind diese auf der kompletten Insel gekennzeichnet, ansonsten herrscht überall aufgrund der dort lebenden Haie Badeverbot. Zu Beginn des Aufenthaltes führte der Eindruck der leeren Strände bei der Lerngruppe zunächst zu Irritationen.
Gemeinsam aßen SchülerInnen und LehrerInnen zusammen in einem Restaurant zu Mittag. Dies bezahlten sie mit dem Erlös ihrer Verkaufsaktion auf dem Altstadtfest in Bad Gandersheim im September diesen Jahres, wo sie unter anderem Crêpes und Wein verkauften. Am Nachmittag war es dann Zeit, sich von den GastgeberInnen zu verabschieden. Es wurden noch schnell ein paar letzte Fotos zur Erinnerung gemacht, bevor die deutschen SchülerInnen samt Gepäck zum Flughafen gebracht wurden. Nach ca. 25 Stunden (inklusive Flug und ein paar Stunden Aufenthalt in Paris, wo noch unbedingt der Eiffelturm besucht werden musste) ging der einzigartige Schüleraustausch für die Schüler und Schülerinnen des JGS zu Ende. Das interkulturelle Lernen stand ebenso im Zentrum dieser Reise wie auch die unterschiedlichen ökologischen Betrachtungsweisen der Regionen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Erlebnisse und Erfahrungen, die alle Beteiligten wohl nie vergessen werden.
Fotos, Text: Runschke
