Klassenzimmerstück am JGS
out! – gefangen im netz
packendes Klassenzimmerstück im JGS
Am Anfang ist da nur ein fieser Satz.
Im Netz. Dann tauchen Bilder auf. Alle wissen davon, sie werden geteilt,
kommentiert und verbreiten sich immer weiter. Ganz klar, deine Schuld: du hast
es schließlich provoziert… Du willst dem Ganzen ein Ende setzen. Es aus deinem
Leben löschen. Aber du kannst nichts löschen. Nichts. Denn das Internet
vergisst nicht.
Was tun, wenn man nichts
löschen kann, die Dinge so aus dem Ruder laufen, dass sogar die Erwachsenen
hilflos zuschauen? Was als
Aufklärungsunterricht durch den Polizisten Dominik Stein beginnt, der die
Jugendlichen mit strengem Blick fixiert, wird schnell persönlich: Dominik
erzählt keinen Fall aus seinem Polizeialltag, sondern von seiner Schwester
Vicky, der die Faszination und Verlockung der sozialen Netzwerke zum Verhängnis
wurde.
Vicky ist jung, selbstbewusst und neu in ihrer Klasse.
Von Anfang an wird sie ignoriert, alle gehen ihr aus dem Weg. Auf einer Party
verschwindet ihr Handy. Kurze Zeit später tauchen persönliche und sehr intime
Fotos von ihr auf und werden wild in den Social-Media-Kanälen geteilt. Vickys
Eltern sind schockiert, der Klassenlehrer hilflos. „Ich kann mich nicht gegen
die Klasse stellen,“ hören wir die Sprachnachricht einer Freundin, „das wird
schon wieder!“ Wird es nicht. Als ihr Vater die gesamte Klasse zur Rede stellt,
macht er für Vicky alles nur noch schlimmer…
out! – gefangen im netz regt auf packende Art eine Diskussion über den Umgang mit sozialen Netzwerken und die Gefahren von Cybermobbing an. Das Theater für Niedersachsen aus Hildesheim (tfn) möchte mit dieser Produktion von Knut Winkmann auf eines der großen Probleme der heutigen Digitalisierung aufmerksam machen und damit eine Grundlage schaffen, gemeinsam mit Jugendlichen in einen Dialog zu treten. In diesem Fall den Schülerinnen und Schülern der drei 7. Klassen im Jacobson-Gymnasium. Das Besondere: Das Theaterstück findet im Klassenzimmer statt. Der gesamte Raum wird zur Bühne. Mit Licht, an die Wand projizierten Bildern und Musik werden Stimmungen und Gefühle untermalt. Spannend: Schauspieler Ole Riebesell schlüpft dabei mit einfachen Mitteln und umso authentischer in bis zu acht verschiedene Rollen! Immer wieder interaktiv angelegt, sorgt das Schauspiel dafür, dass die Schülerinnen und Schüler Teil der Inszenierung werden und sich oft direkt angesprochen fühlen.
Im Anschluss an das etwa 50-minütige
Klassenzimmerstück sind die jungen Menschen eingeladen und aufgefordert, sich
gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen Jana Laurien und Clara-Maria Scheim mit dem Erlebten
auseinanderzusetzen: Wie konnte es so weit kommen? Warum hat niemand etwas
dagegen getan? Wer hätte an welcher Stelle hilfreich eingreifen können, ja
müssen? Die Hemmschwelle, im Internet etwas hochzuladen, jemanden zu verleugnen
oder gar Hasskommentare unter Postings zu setzen, aufgrund der (vermeintlichen)
Anonymität gering. Ergriffen und konzentriert kamen die Schülerinnen und
Schüler in den Austausch und erarbeiteten Strategien, auch für das eigene
Handeln. In einer Schülerin arbeitete das Erlebte nach und sie setzte sich
künstlerisch, angelehnt an den Flyer des tfn, mit einzelnen Szenen auseinander.
Dabei ist eine tolle Collage entstanden!
Am Ende sind alle einig: out! –
gefangen im netz ist ein eindringliches Klassenzimmerstück über ein gerade bei
Jugendlichen brennendes Thema: die Gefahren von Mobbing im Internet. Es geht um
den Missbrauch virtueller Macht, fatalen Gruppenzwang, unendliche Hilflosigkeit
– und nicht zuletzt Zivilcourage. Ein fesselndes und ergreifendes
Theatererlebnis, das niemanden kalt lässt!
Informationen und Unterstützung für Betroffene und
Helfende gibt es hier:
www.nummergegenkummer.de Telefonische
Beratung unter 116 111. Anonym und kostenlos.
www.juuport.de Hilfe bei Cybermobbing, WhatsApp-Stress & Co. Online-Beratung von
Jugendlichen für Jugendliche
Fotos: Tim Müller
Collage: Eileen Blaumann