Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht
Am Anfang der letzten
Woche versammelte sich die Schulgemeinschaft des Jacobson-Gymnasiums, um an die
Reichspogromnacht vor 86 Jahren zu erinnern. Gerade für das JGS ist aufgrund
seiner Geschichte der 9. November ein zentraler Gedenktag. Die Religionskurse
des zehnten Jahrgangs bereiteten seit dem Beginn des neuen Schuljahres die
diesjährige Gedenkfeier vor, mit der sie ein Zeichen setzen wollten, ein
Zeichen für das Gedenken und gegen das Vergessen.
Schulleiter Stefan
Bungert eröffnete die Veranstaltung, indem er durch Bezüge auf aktuelle
politische Geschehnisse und Diskussionen auf die Bedeutsamkeit des Gedenkens
hinwies. In ihrer Begrüßung informierten die Schülerinnen und Schüler der
Religionskurse unterstützt durch einen Film über die Ereignisse der
Reichspogromnacht. In dieser Nacht wurden in ganz Deutschland über 1400
Synagogen geplündert und in Brand gesetzt. Über 1300 Juden wurden ermordet und
ca. 30 000 Menschen in Konzentrationslager verschleppt. „Lasst uns
diesen Tag mit Ruhe, mit Respekt und mit offener Aufmerksamkeit begehen“, baten
sie deshalb die Schulgemeinde.
In Anschluss stand das Schicksal der
Familie Nussbaum im Mittelpunkt. Der Verwalter der Seesener Synagoge, Sigfried
Nussbaum, und seine Verwandten wurden Opfer des NS-Regimes. Einen treffenden
Vergleich zu ihrer und der Situation vieler anderer Juden stellt
das jüdische
Lied „Donna Donna“ dar, welches die Chorklasse 5c mit dem Original jiddische
Text sang. Das Kälbchen, um das es im Lied geht, ist mit einem Strick
festgebunden und wird zu seiner Schlachtung gefahren, der Vogel hingegen
fliegt hoch hinaus. Das Kälbchen jedoch hat es sich nicht ausgesucht, ein
Kalb zu sein. Wie auch die Juden wird das Kälbchen nur aufgrund dessen,
was es ist, geknechtet und gefangen genommen.
Einen weiteren Schwerpunkt der
Gedenkveranstaltung stellte der Jacobson-Tempel dar. „Auch wenn der
Jacobson-Tempel nicht mehr steht, lebt das, wofür er stand, in unserer
Erinnerung weiter und genau diese Erinnerung wollen wir heute sichtbar machen“,
erklärten drei Zehntklässler. Anschließend baten sie alle Schülersprecherinnen
und Schülersprecher und Herrn Bungert auf die Bühne, um Zettel auf einem Plakat
mit den Umrissen der Synagoge anzubringen. Die Zettel mit den Unterschriften
stehen für Erinnerung, Hoffnung und Verbundenheit und mit ihnen sollte
symbolisch das Gotteshaus wieder aufgebaut werden.
Mit dem Verlesen von Fürbitten
endete die zentrale Veranstaltung im Pädagogischen Zentrum und der Schulleiter
ging begleitet von den Klassen- und Jahrgangssprecher sowie den
Religionskursen des zehnten Jahrgangs zum Gedenkstein des Schulzentrums, um
dort dessen Inschrift verlesen zu lassen und einen Kranz niederzulegen. Die
Zehntklässlerinnen und Zehntklässler wünschen sich, dass es ihnen mit ihrer
Ausgestaltung der Gedenkfeier gelungen ist, dass ihre Mitschülerinnen und
Mitschüler verstehen, was damals passiert ist und warum man daran erinnern
sollte. Sie persönlich empfanden es als wichtig, sich mit diesen Ereignissen
intensiv auseinanderzusetzen.
Text: Religionskurse Jg.
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Fotos: Kürbitz