Gast aus Israel am JGS
Regelmäßig
werden Gäste eingeladen, um am Jacobson-Gymnasium über sich, ihren Beruf oder
ein bestimmtes Fachgebiet vor Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Selten
läuft das nicht auf Deutsch sondern auf Englisch ab. Noch viel seltener ist der
Gast im gleichen Alter wie die Zuhörenden. Als letzte Woche die 18-jährige
Lina*, eine arabische Israelin aus Jerusalem, das JGS besucht, traten beide
eher unwahrscheinliche Fälle zugleich ein. Auf Englisch erzählte sie
Schülerinnen und Schülern der Oberstufe von ihren persönlichen Erfahrungen und
ihrer Sicht auf den Nahostkonflikt.
Die
Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „The truth is a puzzle!“ statt,
welches helfen möchte, eine gewisse Sprachlosigkeit nach dem Hamas-Überfall auf
Israel zu überwinden. „Der Konflikt ist längst (…) prägend in den
Klassenzimmern Deutschlands, aber eben gefährlich nicht-öffentlich“, heißt es
in der Ankündigung der Veranstaltung. Dahinter steht der Verein
Peer-Leader-International, der im Bereich „Peer-to-Peer-Empowerement“ tätig
ist. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eben das Sprechen von Gleichaltrigen
miteinander.
Zu
Beginn schilderte Lina ihren eigenen Hintergrund: Sie wuchs als arabische
Staatsbürgerin Israels auf, spricht Arabisch und Hebräisch und engagiert sich
als Aktivistin zivilgesellschaftlich. Ihre doppelte Identität prägte ihr
bisheriges Leben. Besonders eindrücklich wurde dies am Beispiel eines Erlebnisses ihrer Grundschulzeit.
Sie hatte sich mit einem anderen Mädchen aus ihrer Klasse angefreundet. Als
dieses allerdings ihren Eltern von der arabischen Herkunft Linas berichtete,
verboten sie ihrem Kind weiterhin mit Lina zu spielen. Auch an anderen Stellen
ihres Vortrags beschrieb Lina immer wieder das Gefühl, nirgends richtig
dazuzugehören.
Bezüglich
des Nahostkonflikts erläuterte sie, dass innerhalb beider Gemeinschaften
vielfältige Meinungen existieren, die sich nicht auf einfache Kategorien
reduzieren ließen. Und sie sprach häufig von Fehlern, die gemacht wurden und
auch noch gemacht werden. Die Schülerinnen und Schüler aus dem 12. Jahrgang
machten von der Möglichkeit, dem Gast Fragen zu stellen, eifrig Gebrauch. Lina
nutzte diese Fragen, um sehr engagiert und anschaulich ihre Sicht
darzustellen.
So
erhielten die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Einblick, der dabei
helfen kann, die komplexen Hintergründe des Konflikts besser zu verstehen und
zwischen politischen Positionen und individuellen Lebensrealitäten zu
unterscheiden.
*Name
geändert
Fotos
und Text: René Kürbitz